Wild Wings 2014/15 / Teil 3 – der Sturm

Kommen wir heute also zur Abteilung Attacke. Hier gab es zwar quantitativ die meisten Veränderungen, aber entgegen jahrtausendealter Traditionen wurden diesmal nicht 90% des stürmenden Personals ausgetauscht. Moderaten 6 Abgängen stehen bisher 5 Neuzugänge gegenüber.

Von diesen 6 Abgängen sind 4 Kontingentspieler. Tyler Beechey und Nick Johnson hatten beide eigentlich keine schlechte Saison, konnten aber auch zu selten Highlights setzen, um eine Verlängerung zu rechtfertigen. Im Gegensatz zu Nick Petersen, der gerade in der ersten Saisonhälfte mit seinen Moves dem ein oder anderen gegnerischen Verteidiger einen Knoten in die Beine spielte. Während man Beechey und Johnson also ziehen ließ, lehnte Petersen das Angebot der Wild Wings ab. Er fühlt sich zu Höherem berufen. Dies sei ihm gegönnt, denn wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, kann der Weg für einen wie ihn unmöglich im Schwarzwald enden. Außerdem soll man Reisende nicht aufhalten.

Ebenso legt man Seitens der Wild Wings keinen Wert mehr auf die Dienste von Rodman, Lee und Sulkovsky. Bei Marcel Rodman komm ich immer wieder ins Grübeln. Einerseits war das, was er letzte Saison gebracht hat, für einen Kontingentspieler einfach zu wenig, andererseits bin ich nach wie vor überzeugt, dass er mit den richtigen Nebenleuten auch in der DEL das Können aufblitzen lassen könnte, dass im Zweitligafinale 2013 ganz Eishockey-Schwenningen in Angst und Schrecken versetzt hat. Aber mit Schlager und Sulkovsky in einer Reihe kam sich der Gute sicher vor wie Placido Domingo im Kurorchester von Sankt-Peter-Ording. Nichts gegen Fipsy Schlager, aber diese Kombination hat in meinen Augen nie gepasst.

Apropos Schlager. Vor der Saison wäre ich keine Wette eingegangen, ob sich der quirlige Bayer mit der markanten Matte in der DEL durchsetzt. Aber weit gefehlt. Mit seinem unbändigen Einsatz und seiner Schnelligkeit avancierte er zum Publikumsliebling und pisakte so manchen Verteidiger mehr als diesem lieb war. Wie ein lästiger Moskito war er einfach nicht abzuschütteln und war ein ständiger Aktivposten, der mit seinem Engagement des öfteren eine Hallo-Wach-Ansage an seine Teamkollegen sandte. Dass er im Eifer des Gefechts ab und an den Puck oder einen Mitspieler übersah – sei’s drum. Schön, dass er uns erhalten bleibt. Ebenso wie Dan Hacker. Über ihn muss man nicht viele Worte verlieren. Er spielte in der DEL einfach so weiter wie in Liga zwei, so als ob es überhaupt keinen Unterschied gäbe. Dass ausgerechnet er das erste DEL Tor nach der Rückkehr erzielen durfte – in Mannheim – in Unterzahl – hat ihn in Schwenningen quasi unsterblich gemacht. Mit was? Mit Recht!

Wer blieb noch vom letzten Jahr? Morten Green, Ryan Ramsay und Sean O’Connor sind allesamt gestandene DEL-Akteure, die eigentlich allen Teams gut stünden. Gerade O’Connor passt von seiner Art und seiner Spielweise einfach nach Schwenningen. Von ihm erwarte ich aber eine Steigerung gegenüber letzter Saison, wo er mir doch ein bisschen zu oft abtauchte. Green und Ramsay sollen einfach weitermachen wie letzte Saison und die wichtigen Tore erzielen.

Was lässt ich über die Neuen sagen? Ashton Rome hat bei seinem letzten Auftritt in Schwenningen gezeigt, dass er das Tor trifft, Jon Matsumoto wird mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht. Zurecht. Wer in über 400 AHL-Spielen 300 Scorerpunkte sammelt, kann so Schlecht nicht sein.

Jedoch steht hinter beiden das Fragezeichen der Fitness. Rome war letzte Saison lange verletzt, Matsumoto hat seit Januar nicht mehr gespielt. Außerdem bleibt bei ihm zu hoffen, dass er den Kulturschock  Texas – Schwarzwald bei seiner ersten Station außerhalb Nordamerikas besser verkraftet als der letzte  Texaner  vor ihm.

Ebenso bleibt zu hoffen, dass Simon Danner in Schwenningen besser zurecht kommt als der letztjährige gebürtige Freiburger, der über Niedersachsen in den Schwarzwald kommt. Zuzutrauen ist es ihm allemal.

Insgesamt macht der Angriff also einen recht soliden Eindruck und dürfte zumindest einen Tick stärker einzuschätzen sein, als das letztjährige Offensivensemble. Zumal ja nominell bisher kein Ersatz für Nick Petersen verpflichtet wurde. Gehen wir also einfach mal davon aus, dass hier noch ein überdurchschnittlicher Kontingentspieler aus dem Hut gezaubert wird. Ob das für einen Sprung  nach oben reicht? Schwere Frage, da auch die Konkurrenz kräftig aufstockt. Wenn nicht, so ergeben sich durch die Neuzugänge immerhin einige interessante Gesangsvariationen („Here’s coming Rome, here’s coming Rome, Football’s coming Rome…“ oder „Matsu – Matsumoto, schalalala lalalalalalalala – Matsu – Matsumoto, schalalala lalalalalalalala“)

 

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