Wild Wings 2014/15 / Teil 2 – die Abwehr

Geht man rein nach den Zahlen, so  tut sich hier sicherlich die größte Baustelle auf; 190 Gegentore in der letzten Saison, 3,7 im Schnitt pro Spiel, das ist schon ne ganz ordentliche Hausnummer. Zum Vergleich: Düsseldorf kassierte als Tabellenletzter 186, Straubing 153 und Iserlohn 149 Gegentore. Schon klar – für das Toreverhindern sind nicht nur die Verteidiger zuständig, aber will man einen Schritt Richtung Platz 10 machen, so gibt es hier unbestritten ein größeres Optimierungspotenzial bzw. man kommt gar nicht umhin das ein oder andere Scheunentor fest zu verschließen.

Diese Zahlen sind sehr wahrscheinlich auch den Wild Wings Oberen bekannt. Welche Konsequenzen hat man also aus der vergangen Saison gezogen? Nun, man hat erstmal mit 5 von 7 Verteidigern verlängert. Klingt komisch, is aber so.
Nur die beiden Deutsch-Polen Dronia und Borzecki erhielten keinen Vertrag mehr und wechseln in die 2. Liga. Bei allem Respekt, gerade vor Bo’s Verdiensten in den letzen Jahren – dort sind beide auch besser aufgehoben.

Somit bleiben uns knapp 70% der letztjährigen 190-Gegentor-Verteidigung erhalten. Allerdings verstärkt durch die beiden DEL-erfahrenen Rob Brown (aus Augsburg) und Derek Dinger (vom deutschen Meister Ingolstadt).

Geht alles mit rechten Dingen zu, so stellen diese beiden Veränderungen ganz sicher eine Verstärkung dar. Nicht nur in Bezug auf das spielerische Niveau, sondern auch in Bezug auf die Kadertiefe. Dronia bekam bekanntlich sehr wenig Eiszeit, was naturgemäß zu Lasten der übrigen Verteidigerkollegen ging. Allerdings ist Browns Statistik nun auch eher mittelmäßig: 114 DEL-Spiele stehen 280 Zweit- und 98 Drittliga-Spielen gegenüber. Oder um es mit Chantré zu sagen: Sooo riesig werden die Unterschiede (zwischen Bo und Brown) nun auch nicht sein. Man sollte von ihm nicht erwarten, dass er Wasser in Wein verwandelt; genausowenig wie man von Derek  -Achtung schlechtes Wortspiel- keine Wunderdinge(r) erwarten sollte – allerdings hat der im Alter von 27 aber schon 261 DEL-Spiele auf dem Buckel. Dass er dabei ganze 10 Törchen erzielt hat, werten wir einfach mal als Qualitätsmerkmal für einen ausgewiesenen Stay-at-Home-Defender.

So hört sich das Ganze von der Papierform her erstmal nicht schlecht an: die NHL-erfahrenen Wishart und Goc, die gestandenen DEL-Verteidiger Wilhelm, Dück, Dinger und Brown, ebenso wie der schwedische Hüne Granath. Dazu der talentierte Sacher, der wahrscheinlich wieder in die Verteidigung rücken wird (oder ins Tal um Oberliga zu spielen).

Bei genauerer Betrachtung werden aber schnell einige Schrammen und Kratzer im Lack des Wild Wings Verteidigungsbollwerks sichtbar: 4 der 8 Defender haben die 30 zum Teil schon weit hinter sich gelassen. Gerade an Goc nagt förmlich der Zahn der Zeit und auch Alex Dück wird nicht jünger und schneller. Wishart pendelt mit seiner Form gerne zwischen Welt- und Kreisklasse hin und her. Bei ihm hat man immer den Eindruck, er könne eigentlich viel mehr, ruft aber immer nur genauso viel ab, wie unbedingt notwendig. Und einen Spielmacher, einen Quarterback, einen vom Schlage Gordy Hynes, Mike Heidt oder Dan Laperriere, so einen sucht man leider vergebens. Dabei wäre jemand, der einen sauberen ersten Pass spielen kann, jemand der das Tempo verschleppen oder anziehen kann, jemand mit Übersicht und Kreativität im Powerplay geradezu Gold wert. Leider zieht es diesen Spielertyp meist an die großen Geldtöpfe und weder gute Luft noch nicht minder schmackhafte Chickenwings konnten bisher diese scheuen Wesen in den Schwarzwald locken.

So bleiben doch einige Fragezeichen was die Abwehr betrifft. Vielleicht wirkt sich die größere Tiefe („die Spitze ist in der Tiefe breiter geworden“ sagte einmal ein weiser Mann) und die dadurch bedingte Verteilung der Verantwortung auf mehrere Schultern positiv auf die Leistung und die Fehlerquote von Goc aus. Wenn er, ebenso wie Dück, weniger Eiszeit hat, kann er seine Schichten sicherlich mit höherer Intensität fahren und auf höherem Niveau agieren. Ebenso kann man bei acht nominellen Verteidigern den einen oder anderen Totalausfall auch mal 1,2 Schichten Spiele auf der Bank schmoren lassen. Das könnte dem Schlendrian entgegenwirken und die Konzentration fördern. Aber insgesamt bleiben bei mir schon ein wenig Bauchschmerzen.

 

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Teil 3 – Sturm

Teil 4 – Umfeld, Fans und Management folgt

Teil 5 – Fazit folgt

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