Phrasendrescherei

Es ist Donnerstag. Sechs Spieltage sind schon vorüber. Die Saison ist in vollem Gange. Höchste Zeit, gehörig Phrasen zu dreschen. Also auf ins Gebrüll.

26.09. Morgenstund ist ungesund. Montag ist ja schon per se kein schöner Tag. Und das Ergebnis aus Tölz lässt die wenigen Endorphine, die sich zu dieser frühen Stunde zufällig in die Blutbahn verirrt haben, schaudernd zurück in ihre Drüsen kriechen.

30.09. Essen ist fertig. Das Spiel ‚SERC jetzt‘ gegen ‚SERC früher‘ hat schon einen besonderen Reiz. Vor allem, wenn ‚SERC früher‘ das werte Hinterteil gehörig versohlt wird. Schon vor dem Spiel wurde übrigens kräftig applaudiert. Eine GmbH wurde gegründet; „Zum Wohle und zur dauerhaften Sicherung des Eishockeystandorts Villingen-Schwenningen“. Oops. Sagt nicht auch jeder x-beliebige Konzern sowas in der Art, bevor er seine Werke in Europa dicht macht? Nachtigal, ick hör, woher der Wind weht! Fehlt nur noch der Kanzler von den Barrikaden am Bauchenberg zu seinem Volk spricht, das gegen die drohende Verlegung der Wild Wings nach China protestiert. Shenzen Wild Wings gegen Shanghai Chicken Süss-Sauer. Wenn wir denn einen Kanzler hätten.

Wobei – mal ehrlich: Sieht unser Stadion nicht eher aus, wie eine volkseigene Ruine aus sozialistischer Zeit? Was wäre da passender als die Gründung einer Organisation nach bewährtem, revolutionärem Muster? Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: „Auf dem XVI. Parteitag hat das Zentralkomitee des wintersporttechnischen Schlittschuhkombinants „Mike Bukowski“ den planmässigen Aufstieg in die DEL in Einklang mit dem XII. Fünfjahresplan beschlossen. Alle schlittschuhtechnisch begabten Kräfte der Gesellschaft sind aufgefordert, an diesem Ziel mitzuarbeiten.“

03.10. Wieder Montag. Aber viel schöner als sonst. Es ist Feiertag. Und wie es sich gehört, wurden zum Tag der Einheit auch die Punkte in Sachsen gelassen. Die haben ja sonst nichts da drüben.

06.10. Wir ziehen alle am selben Boot. Irgendwann muss es doch klappen mit den ersten Auswärtspunkten. Wenn schon nicht in „Bäd“ Tölz oder Dresden, wo jeder es erwartete, dann halt in Straubing. Wieso auch nicht. Hat doch letztes Jahr auch gut funktioniert. Wir dürfen jetzt halt nicht den Sand in den Kopf stecken, sondern müssen durch diesen sauren Apfel durch. Von Leuten, die es wissen müssen bekam ich einen Wink mit dem brandheissen Zaunpfahl, dass der Trainer sein bestes Pferd noch aus dem Ärmel zaubert. Er hat nämlich eine Obduktion auf einen echten Kracher. 19 Jahre, 489 NHL-Spiele, deutscher Pass und so unsterblich in seine schwenninger Freundin verliebt, dass er mehrere Millionen Euros in die GmbH investiert, nur um bei den Wild Wings zu spielen. Denn nach wie vor gilt der Grundsatz „wir sparen, koste es was es wolle“. Und genau aus diesem Grund sollte man da mal ein Auge drüber werfen. Zumindest bis zur nächsten Phrasendrescherei.

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