Sonntag, erster Advent. Kurz nach neunzehn Uhr. Im weiten Rund der Heliosarena macht sich Ratlosigkeit breit. Fünf-eins verloren, gegen einen direkten Konkurrenten. Wiesoweshalbwarum. Ein vielstimmiges Meckern und Murren auf dem Weg zum Parkplatz.
Oberflächlich sind die Fakten klar. Vier Spiele, vier Niederlagen. 8 Tore geschossen, 20 gefangen. Es fehlt also an Qualität, an Substanz, an allem eben. Vorne wie hinten. Dass da reflexartig der Kopf des Trainers gefordert wird, kann nicht überraschen.
Aber ist es wirklich so einfach? Liegen die wahren Gründe nicht tiefer? Wieso funktionieren die Dinge nicht mehr, die noch vor 4 Wochen ein Erfolgsgarant waren? Niemand kann und wird dem Team mangelnden Kampfgeist oder Einsatz vorwerfen können. Aber Aufwand und Ertrag stehen zur Zeit in krassem Widerspruch. Hinten leichte Tore kassieren und sich vorne schwertun mit dem Toreschießen, das verträgt sich bekanntlich nicht so gut.
Die Anfangserfolge der Wild Wings blieben auch der Konkurrenz nicht verborgen. Kein Team kommt mehr blauäugig nach Schwenningen und nimmt alles auf die leichte Schulter, wie vielleicht noch in den ersten Saisonmonaten.
Hacker und Rodman haben zwar die 2 Liga dominiert, sind aber in der DEL keine Torjäger im engeren Sinn. Sascha Goc läuft momentan völlig neben der Spur, so bleiben nur die Green-Ramsay-Petersen Reihe sowie Wishart und Wilhelm von denen Torgefahr ausgeht. Das ist halt zu wenig und zu berechenbar.
Das Team hat im September/Oktober phasenweise weit über seinen Möglichkeiten gespielt. Es war klar, dass dieser Höhenflug nicht ewig dauert. Dauern kann. Keiner kann dauerhaft 120% Leistung bringen.
Wer selbst Sport treibt kennt das bestimmt. Man ist schier am Verzweifeln, weil plötzlich die einfachsten Dinge nicht mehr klappen. Man zweifelt, grübelt, verkrampft – und wird von Minute zu Minute nervöser. Und wer anfängt zu Denken hat meist schon verloren. Da hilft dann meist auch die Brechstange nicht. Profis sind eben auch nur Menschen. Wo ist das Phrasenschwein?
Was hilft also? Alle in einen Sack stecken und draufhauen? Wenn’s nur so einfach wäre. Obwohl – eigentlich ist es ganz einfach: ein Erfolgserlebnis muss her, Streicheleinheiten für die geschundenen Profi-Seelen.
So gesehen sind Eisbären Berlin nächsten Sonntag vielleicht genau der richtige „Aufbaugegner“.