Echt jetzt? Ein Blogpost über den Bahnstreik? Wie originell. Das gab’s bisher bestimmt noch nicht!
Ja, echt jetzt. Ein Artikel über den Bahnstreik. Beziehungsweise meine 20 Cents zum Thema. Denn um eins gleich klarzustellen: ich hab keine Ahnung, um was es genau geht. Aber ganz ehrlich: es ist mir auch ziemlich schnuppe. Es gibt bestimmt ganz viele triftige Gründe dafür und dagegen, ansonsten hätte sich wohl kaum ein Arbeitskampf von solch epischen Ausmaßen daraus entwickelt. Deshalb will ich auch gar nicht Partei ergreifen -kann gar nicht Partei ergreifen- dafür fehlt mir schlicht das Detailwissen. Ich will nicht einstimmen in den Chor der GDL-Basher, die allein Profilierungssucht und Überkompensation eines zu klein geratenen Körperteils gewisser Protagonisten als Ursache ausmachen. Genauso wenig will ich die reflexartig aufpoppende Gegenthese von der „bösen Bahn“ unterschreiben. Zum Streiten gehören immer zwei – und wenn so lange und so ausdauernd gestritten wird, dann haben wohl beide Kontrahenten ihr Schärflein zum Konflikt beigetragen.
Was mich als Otto-Normal-Verkehrsteilnehmer und Gelegenheitsbahnfahrer aber maßlos ärgert ist etwas ganz anderes: Etwas, dass sich in einem einzigen Wort zusammenfassen lässt: VERLÄSSLICHKEIT. Einst ein Markenzeichen, ein Versprechen der deutschen Bahn; Wir bringen dich ans Ziel. Sicher, halbwegs pünktlich, mehr oder weniger komfortabel. Du brauchst dich um nichts zu kümmern, setz dich, nimm dir einen Keks und entspann dich. Den Rest übernehmen wir.
Und genau dieser Markenkern ist es, den beide Parteien gerade mit Feuereifer zerlegen. Und sie gehen dabei äußerst gründlich vor.
Wenn ich eine Reise plane, dann will ich mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ich die Reise auch genauso wie geplant antreten und durchführen kann. Tornados, Erdbeben und WM-Endspiele mal ausgenommen.
Aber eine Bahnreise, sagen wir, zwei Monate im Voraus planen und buchen? Pustekuchen. Seit mindestens 2006 ist die Buchung einer Bahnreise ein Risiko. Gefühlt wird eigentlich dauernd gestreikt. Außer natürlich es ist zu warm, zu kalt, zu nass, oder -Gott bewahre!- es liegt Schnee. Dann braucht’s keinen Streik um den Schienenverkehr lahmzulegen.
Jedenfalls ist die Bahn bei der Wahl des verlässlichsten Verkehrsmittel immer ganz schnell raus aus der Verlosung. Gefühlt muss ich ja immer damit rechnen, dass mein Zug nicht fährt. So einfach verliert man eigentlich ganz wohlgesonnene Interessenten. Und die kommen garantiert nicht freudestrahlend zurück, wenn -ja wenn!- der Tarifkonflikt irgendwann mal gelöst wurde.
Ich habe mich in den letzten Jahren nur einige wenige Male ganz bewusst für die Bahn als Transportmittel entschieden. Und ich wurde jedes Mal bitter enttäuscht. Einmal dauerte die Fahrt statt sechs knapp 10 Stunden. Es lagen immerhin auch fünf Zentimeter Schnee! Ein andermal sollte am Reisetag gestreikt werden, woraufhin ich die Reise umgeplant hatte (schließlich hatte ich ein Flugzeug zu erwischen). Einen Tag vor Reiseantritt sagte die Bahn dann ätschibätsch, wir streiken doch nicht. Ratet mal, wer die 15,- Stornogebühr nicht erstattet bekam. Das sind alles keine vertrauensbildenden Maßnahmen, meine Herren!
Ach und ganz am Rande: Lufthansa/Germanwings ist auf dem besten Wege, der Bahn den Titel des unzuverlässigsten Transportmittels abzulaufen. Und damit meine ich nicht die Tragödie rund um den Flug 4U9252, sondern das, was zuvor ablief.
Seither fliege ich wann immer es geht mit einer weniger streikfreudligen Airline.
Überlegt mal, wie viel sinnloses Geld ihr für Werbung verbrennen müsst, um von diesem desaströsen Image wieder wegzukommen!