Schwenninger Moos #nofilter
01.01.2015
Happy 2015!
Fazit
Anfang Januar. Im Eishockey beginnt nun eigentlich die schönste Zeit des Jahres. Der Kampf um die besten Tabellenplätze ist in vollem Gange, am Horizont dämmern schon die Playoffs als Höhepunkt jeder Saison herauf. Eigentlich. Aber leider nicht für die Wild Wings.
#Tunnelgate
Gestern habe ich etwas gelernt: es gibt auch in Autobahn-Tunnels Stromausfall.
Aber was tun, wenn der Gegner deshalb im Stau steht und das Spiel erst mit zweistündiger Verspätung angepfiffen werden kann? Na klar: man twittert.
Merry Woofmas
Burning Sky
Scherbenhaufen
Eigentlich wollt ich ja nichts schreiben. Zuviel wurde schon gesagt, gedruckt, gebloggt. Jede Winzigkeit wurde analysiert, kommentiert und diskutiert. Jeder Satzfetzen wurde in seine Einzelteile zerlegt und auf der mit der Lupe auf der Goldwaage bewertet. Letztendlich war alles nur reine Spekulation. Kaffeesatzleserei. Schall und Rauch. Jeder zimmerte sich sein Bild nach eigenem Gusto zusammen. Es gab kaum konkrete Fakten. Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt wiedewipp.
Doch jetzt, nach all den Monaten der Spekulation und des Rätselratens lichtet sich der Nebel nun endlich. Und was da sichtbar wird sind nicht all die leichtfertig liegen gelassenen Punkte, auch nicht der verloren gegangene Torriecher von Matsumoto. Und schon gar nicht die Fitness von O’Connor. Sondern – ein respektabler Scherbenhaufen.
Dabei hatte doch alles so gut angefangen, damals im Frühling 2014. Die Premierensaison war einigermaßen glatt über die Bühne gegangen, es gab endlich eine schlagkräftige Organisation auf der neu bezogenen Geschäftsstelle, Manager und Trainer schienen einen guten Job zu machen bei der Zusammenstellung des neuen Teams, obwohl sie bekanntermaßen schon damals keine dicken Freunde waren. Einige Neuzugänge twitterten sogar ein zärtliches „Reunited“, als wären sie zwei Verliebte und keine abgezockten Profisportler. Alle waren heiß auf die kommende Saison und freuten sich auf das was kommen würde. Pustekuchen. Bullshit. All das Gerede von harmonischer und zukunftsorientierter Zusammenarbeit war nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde. Denn soviel ist klar. Der Scherbenhaufen ist nicht über Nacht entstanden, sondern wurde schon während der letzten Saison angehäuft.
Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Langsam kann man sich zusammenreimen, woher all die Unruhe rund um das Team kam. Hier wurde vielleicht am selben Strick gezogen, aber meist in verschiedene Richtungen. Denverclan reloaded.
Hätte-wenn-und-aber. Hinterher ist man immer schlauer. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, die jetzt hastig und zur Unzeit vollzogenen Schritte bereits im April in aller Ruhe zu gehen. Doch es scheint keinen Plan B gegeben zu haben, weder im Frühjahr noch im Oktober. Ich hatte eigentlich erwartet, dass gleichzeitig mit der Demission von Stefan Mair ein neuer Trainer bekannt gegeben würde. War ich mir doch sicher, dass die Geschäftsführung und das sportliche Management der Wild Wings im Hintergrund bereits alle notwendige Schritte geplant und veranlasst hatte. Doch erst nachdem Mair nicht mehr da war schien man sich überhaupt Gedanken zu machen, wie es denn nun weitergehen soll. Ich sitze derweil da und wundere mich. Wahrscheinlich bin ich einfach zu naiv.
Trotzallem. Bei allen Spielen, egal ob unter Mair oder Chambers, fällt das eklatante Fitnessproblem einiger Spieler auf. Wenn ich sehe wie Greentree, O’Connor oder auch Matsumoto ab Minute 35 übers Eis schleichen, dann packt mich die kalte Wut. Hört verdammt nochmal auf nach Ausreden zu suchen und macht euren Job! Und was hat dieser ominöse Fitnesscoach eigentlich gemacht? Die Qualität der Spieler ist wie sie ist, da kann der beste Trainer der Welt maximal einige Prozentpünktchen rauskitzeln. „Aus einem Ackergaul kannst du nix mache Rennpferd“ hat einmal ein weiser jugoslawischer Übungsleiter gesagt. Aber von einem Profiteam erwarte ich ganz einfach körperliche Fitness. Und dafür ist jeder Spieler selbst verantwortlich! Scheißegal ob Trainer und Manager sich zoffen.
Ausblick. Machen wir’s kurz. Die Saison ist gelaufen. 25 Punkte stehen nach 24 Spiele auf dem Konto. Das entspricht 1,04 Punkte pro Spiel. Gehen wir von den 75 Punkten aus, die in den letzen Jahren zum Erreichen der Pre-Playoffs nötig waren, so bräuchte das Team in den Verbleibenden 28 Spielen einen Schnitt von 1,78 Punkte pro Spiel… (_____________ hier Raum für schallendes Gelächter).
Sollte die Jungs nicht eine Serie von Iserlohn’schem Ausmaß (vgl. Januar 2014) hinlegen, so ist dieses Ziel nicht mehr zu erreichen – was in meinen Augen übrigens alles andere als schlimm ist. Wie ich schon zu Saisonbeginn geschrieben hatte, bedarf es eine nahezu perfekten Saison um die Playoffs zu erreichen. Und davon sind wir meilenweit entfernt. Aber leider ist die Erwartungshaltung im Publikum eine andere.
Was bleibt. Die Strategie, die Vision, über drei, vier Jahre sukzessive ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen, ist erstmal grandios gescheitert. Jetzt heißt es: zurück auf Los. Es wird (wiedereinmal, wie schon so oft) einen großen Umbruch im Team geben. Soviel ich weiß haben Pätzold, Goc und Wilhelm Zweijahresverträge unterschrieben und sind damit gesetzt. Aber sonst? Ausser Danner, Hacker, Schlager, Granath und Janka sehe ich wenige Spieler, die ich vermissen würde.
Ihr vermisst die Schlusspointe? Den Wink mit dem Zaunpfahl? Ich auch. Es gibt keine. Mir ist nicht danach. Habe fertig. Gute Nacht.
Programmieren statt Religion
„Heute beginnt die Zukunft“ verkündet der Lehrer voller Ehrfurcht, „ab heute rechnen wir mit Computern. Also, Paul, was gibt ein Computer plus zwei Computer?“
_________________________ (hier Platz für schallendes Gelächter)
Themawechsel. Autofahren ist ein schwieriges Unterfangen. Man muss sich nicht nur mit der Technik des Schaltens, Kuppelns, Gasgebens auskennen, man muss sich ebenso in einem komplexen System zurechtfinden, in dem man es mit unzähligen Verkehrsregeln, Glatteis, Rasern, Sonntagsfahrern und plötzlich aus dem Unterholz springenden Hirschen zu tun hat. Könnte jeder „einfach so“ in ein Auto steigen und losfahren, auf den Straßen würde wohl ein heilloses Durcheinander herrschen. Wir haben das als Gesellschaft erkannt und lassen deshalb Menschen erst Autofahren, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben und eine gründliche Ausbildung genossen haben.
In einem anderen Verkehrssystem (der „Datenautobahn“, um einen fast mittelalterlich anmutenden Begriff zu verwenden) hat sich diese Erkenntnis (noch) nicht durchgesetzt. Dank Smartphone und Flatrate darf hier jeder Einäugige drauflos rasen, obwohl es sich auch hier um ein komplexes System handelt, dass erst erlernt werden muss. Nicht nur unzählige Begriffe wie Browser (kein neuer Duschkopf), WiFi (keine Minisalami) oder In-App-Purchase wollen verstanden werden, nein, auch Nepper, Schlepper, Bauernfänger lauern an allen Ecken. Zum Fürchten! Wir werden alle sterben! Kein Wunder also, das dieses Internet die German Angst befeuert.
Um sich sicher im digitalen Großstadt-Dschungel bewegen zu können braucht es Wissen, Orientierung und Kompetenz. Dinge also, die zu den ureigensten Aufgaben schulischer Bildung gehören. Zu wissen, dass es keine gute Idee ist, am Strand der Dominikanischen Republik über das mobile Netz Youtube-Videos anzuschauen (Roaminggebühren) ist bestimmt nicht unwichtiger als Scheibenwischer und Blinker bedienen zu können. Wer Emails mit dem Absender „Ihre Anwaltskanzlei“ und dem Betreff „Letzte Mahnung“ öffnet, der fährt auf den Straßenverkehr übertragen wohl auch über rote Ampeln. Wie funktioniert ein WLAN-Router? Warum sollte ich besser nicht alle meine Verzeichnisse und Dateien freigeben? Und ist mir eigentlich bei Suchmaschinen der Unterschied zwischen organischer Suche und bezahlten Anzeigen klar?
Überhaupt diese komischen Suchmaschinen, allen voran Google: sie sind toll, sie sind so einfach zu bedienen, sie wissen alles. Aber sie gaukeln uns Objektivität nur vor und nehmen uns stattdessen in einer Filterbubble gefangen. Was Google nicht kennt existiert nicht. Das Wissen, dass Information nicht länger per se wertfrei sondern mit kommerziellen Interessen versehen ist, ist für jeden User essenziell.
Nicht „Glauben“ an die Allmacht von Google ist gefragt, sondern kritisches Einordnen der Resultate. Ist mir eigentlich bewusst, dass jeder Nutzer andere Suchergebnisse sieht, basierend auf seinen Vorlieben, Handlungen und Standorten? Hier kann, hier muss die schulische Ausbildung ohne wenn und aber tätig werden. Medienkompetenz ist keine hohle Phrase sondern eine Schlüsselqualifikation in allen Bereichen des (digitalen) Lebens.
Die Weltsprachen des 21. Jahrhunderts sind nicht mehr Latein oder Griechisch. Auch nicht Englisch. Sondern HTML, CSS und JavaScript. Wir können es uns also gar nicht leisten, unseren Kinder diese Dinge vorzuenthalten. Nicht nur zum deren Wohl sondern damit Deutschland nicht komplett abgehängt wird. Die „Trending Topics“ des 20. Jahrhunderts waren das Automobil, TV und Telefon. Hier war Deutschland führend. Daimler und Siemens waren auch mal Startups. Wie sieht es heute aus?
An Informatik oder Programmieren als Pflichtfach für alle Schüler führt also kein Weg vorbei. Stichwort Digital Divide. Programmieren schafft Verständnis, schafft Wissen, schafft Kompetenz. Und diese Kompetenz ist Macht. Macht über Maschinen, die wiederum Macht über Menschen ausüben. Das ist kein luftleeres Geschwurbel sondern führt uns abseits der eigentlichen Technik automatisch zu ganz konkreten ethisch-moralischen Themen: was darf ein Algorithmus? Wie gehe ich mit den gewonnenen Daten um? Wie transparent müssen Algorithmen sein? Fragt nach bei Google, fragt nach bei Facebook. Wäre es nicht sinnvoll über diese Fragen nachzudenken anstatt unseren Kindern von der ersten bis mindestens zur neunten Klasse zwei Stunden pro Woche uralte bronzezeitliche Märchen, die vor Gewalt und Sexismus nur so triefen, zu erzählen? Ist es wirklich zielführend, Schüler zu bestärken, dass bestimmte Dinge „einfach so sind“ wie sie sind? Ich will der Religion und dem Glauben gar nicht die Daseinsberechtigung absprechen (obwohl, eigentlich doch), mir ist es herzlich egal wer was „glaubt“. Ich stelle nur die Frage, ob es die richtige Richtung ist, in die wir gehen, wenn wir „Glauben“ fest im Stundenplan verankern und Informatik auf dem Niveau einer AG, also eines Privatvergnügens, eines Hobbys behandeln.
Eigentlich müssen wir viel weiter gehen. Wissen ist eine Währung. Allerdings eine mit hoher Inflationsrate. Eine Anhäufung von blankem Faktenwissen wird daher in naher Zukunft wertlos sein. Programmieren ist viel mehr als ein isoliertes Schulfach. Es müsste integraler Bestandteil jedes Faches sein. Es ist ein Werkzeug, das uns hilft Probleme zu lösen und Dinge zu verstehen. Schraubenzieher-Drehen und Nagel-Einschlagen sind ja auch keine Schulfächer. Wieso nicht die endlosen Wochen der Lektüre und Interpretation von „Kabale und Liebe“ als Blog festhalten? Warum nicht die Molekülstrukturen von Proteinen im Chemie-Unterricht per CSS-Animation visualisieren?
Die Zukunft geschieht. So oder so. Das Internet ist da und geht nicht mehr weg. Wir müssen uns entscheiden: wollen wir unsere Kinder zu ängstlichen, in Abofallen-tappende Bedenkenträger erziehen oder wollen wir ihnen das Rüstzeugs mitgeben, diese Zukunft selbst zu formen?
“Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie selbst zu gestalten.” (Willy Brandt)