„Wow, wer hätte das gedacht: Das Spitzenspiel des 22. Spieltags lautet Schwenningen – Weisswasser.“ Hä? Pardon – wie bitte? Kann es sein, dass der Autor dieser Zeilen nicht ganz auf der Höhe des Zeitgeschehens weilt? Alles halb so schlimm. Mit diesem Satz begann vor etwa einem Jahr die erste Kolumne dieser Rubrik.
Damals waren die Füchse Tabellenführer und unsere Wild Wings Zweiter. Rund um den Bauchenberg herrschte eine nahezu euphorische Stimmung. Und heute? Da sieht alles etwas anders aus. Schwenningen Zehnter, Weisswasser gar mit der roten Laterne. Tristesse allerorten. Daran kann nichtmal ein meteorologischer „Jahrhundert-Herbst“ mit schätzungsweise 79 Sonnentagen allein im Oktober nichts ändern.
Wie Friedhofsnebel legt sich Schwermut, Resignation gar, auf die gebeutelten Seelen der Schwäne. Mäßiger Saisonstart, eine zeitweise glücklose, zeitweise auch lustlose Mannschaft, 300.000 Miese, die aus dem Nichts zu kommen scheinen, der Rücktritt des Pressesprechers, Vogelgrippe. Federvieh aller Art muss in heimischen Ställen ausharren. Kein Wunder also, dass es auswärts nicht zu holen gibt. Wenn’s mal nicht läuft, dann kommt’s halt gleich knüppeldick.
Erklärungsversuche. Oder nennen wir es vorsichtshalber lieber Phrasendrescherei. „It’s not how good you are. It’s how bad you want it“. Es kommt nicht darauf wann, wie gut man ist, sondern darauf, wie sehr man etwas will. Zumindest phasenweise beschleicht den geneigten Zuschauer schon das Gefühl, dass beim eislaufenden Personal nicht immer der unbändige Wille, ein Spiel zu gewinnen, vorhanden ist. Oder fehlt mir einfach das Fachwissen, um Körpersprache und Gestik während des Spiels richtig zu deuten? „The Stürmers must Tor“. Ein Satz von wahrhaft philosophischer Tiefe. Gesprochen von unserem Coach. Liegt hier der Hund begraben? Sowohl als auch. Sicherlich, es wurden -phasenweise- einfach zu viele Chancen benötigt, bis das kleine Schwarze endlich im großen Roten lag.
Aber es ist ja nicht so, dass in der Defensive alles perfekt läuft. Was bleibt? Hektischer Aktionismus? Bedächtiges Abwarten, dass der schon viel zu oft zitierte Knoten endlich platzt und sich das Team leistungsmäßig dem annähert, zu was es auf dem Papier fähig ist? Ein Viertel der Saison ist bereits vorbei. Und das ein unerwartetes Abrutschen in die Abstiegsrunde böse enden kann, ist auch am Bauchenberg hinlänglich bekannt. Sehen wir es mal optimistisch: Der jährliche Leistungseinbruch im Januar kam diesmal einfach drei Monate früher. Vielleicht können diese Zeilen dann Anfang 2006 wieder von Spitzenspielen und Euphorie berichten. So wie vor einem Jahr.