Fazit

Anfang Januar. Im Eishockey beginnt nun eigentlich die schönste Zeit des Jahres. Der Kampf um die besten Tabellenplätze ist in vollem Gange, am Horizont dämmern schon die Playoffs als Höhepunkt jeder Saison herauf. Eigentlich. Aber leider nicht für die Wild Wings.

Hier gibt es wohl niemanden, der nicht froh ist, wenn die Saison endlich zu Ende ist. Wir können also ruhigen Gewissens das Saisonfazit um 8 Wochen vorziehen. Das Traurige daran ist, dass dieses Fazit so bereits Ende Oktober hätte geschrieben werden können. Meine Naivität Mein Optimismus war zu diesem Zeitpunkt aber noch zu groß, um klar zu sehen und radikal abzurechnen. Und schlimmer noch: selbst wenn alle 17 noch ausstehenden Spiele gewonnen würden, so würde das an meinem Fazit nichts ändern. Man mag mir also die ein oder andere Polemik nachsehen. Manchmal muss einfach alles raus.

IMG_0090.JPG

Deshalb hole ich gleich zum Rundumschlag aus und möchte die einzelnen Spieler in bester Max Merkelschen Tradition einzeln bewerten und zwar in den Kategorien ‚Top‘ und ‚Flop‘, wobei ich ‚Flop‘ nochmals in drei Unterkategorien unterteilen musste, um das ganze Ausmaß des Elends in Worte fassen zu können. Alle Spieler, die hier nicht auftauchen fallen in die Kategorie ’neutral‘ oder wurden vom Autor schlichtweg vergessen.

Tops

Hacker. Muss ich das wirklich erklären? Verkörpert alles was Eishockey-Schwenningen liebt. Gibt in jedem Spiel Vollgas und scort zuverlässig. Und lernt jetzt sogar deutsch.

Goc. Im Vergleich zur letzten Saison deutlich stärker. Hinten stabiler und offensiv mit offenkundig mehr Torgefahr. Dazu die mit Abstand meiste Eiszeit sowohl in Unter- wie auch in Überzahl. Hut ab vor der Leistung, die er seinem geschundenen Körper auch in fortgeschrittenem Alter abringt.

Damit können wir die Kategorie ‚Tops‘ auch schon abschließen. Wenden wir uns nun den eher unerfreulichen Dingen zu.

Flops Kategorie 1

Sharp. ‚War stets bemüht‚ würde wohl in seinem Arbeitszeugnis stehen. Rackert und kämpft. Hatte ab und an auch einen lichten Moment. Insgesamt jedoch deutlich zuwenig für eine Kontingentstelle. Wäre in der zweiten Liga sicher ein Topspieler. Für die DEL reicht es aber nicht.

Pielmeier. Hatte sein Karriere-Highlight schon letzte Saison, als er in Baseball-Manier zum Game-Winning-Goal gegen Köln traf. Seither nicht mehr viel zu sehen. Schon gar keine Weiterentwicklung. Würde mich wundern, wenn er nächste Saison noch DEL spielt.

Und es wird nicht besser

Flops Kategorie 2

Green. Letztes Jahr mein Lieblingsspieler. Elegant, mit Übersicht und Torgefahr. Smarter Spielmacher und Goalgetter in einem. Dieses Jahr ohne eine einzige Aktion, die mir in Erinnerung geblieben wäre. Ein Schaf im Schafspelz. Erst Danish Dynamite, jetzt Smörebröd. Da Dänen bekanntlich nicht lügen, muss man erschrocken konstatieren: Mein Gott, was ist mit diesem Team los?

Matsumoto. Hat er keinen Bock oder fühlt er sich schlicht unwohl? Liegt es am deutschen Fernsehprogramm oder am deutschen Bier? Wirkt streckenweise völlig abwesend. Dass er es kann hat er bereits mit drei Toren im zweiten Vorbereitungsspiel bewiesen, wie auch mit einem sensationellen Tor im ersten Hauptrundenspiel gegen Nürnberg. Baute danach von Woche zu Woche schneller ab. Ist mit ein komplettes Rätsel. Ich bin aber sicher, dass er nächste Saison in der AHL wieder 40, 50 Punkte macht.

Greentree. Hier fällt mir eigentlich nur ein Wort ein. Laaaangsam. Körperlich wie gedanklich. Ich muss immer noch mit Grauen an die vielleicht spielentscheidende Situation gegen die Eisbären denken. Suchte im Angriffsdrittel noch immer nach dem Puck zwischen seinen Beinen, als Berlin den Konter schon abgeschlossen hatte und bereits jubelte. Dazu ohne Emotion und Leidenschaft. Fährt jede Schicht mit dem gleichen regungslosen Gesichtsausdruck. Dienst nach Vorschrift.

Rome. Die personifizierte Tormisere. Schließt 90% seiner Offensivbemühungen mit einem an Harmlosigkeit kaum zu überbietenden Handgelenksschuss auf den Bauchnabel des Torhüters ab. Außerdem immer für ein sinnloses Foul zu haben. Gerne hinter dem gegnerischen Tor. Gerne in Situationen, in denen das Spiel auf der Kippe steht (Berlin, Düsseldorf).

Flops Kategorie 3 – und damit Gewinner des ‚Held der Arbeit‘ Ehrenpreises gestiftet von der Vereinigung zur Bewertung von Trümmertruppen e. V.

O’Connor. Die irische Grinsekatze kam -glaubt man gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen- ohne nennenswertes Sommertraining zurück nach Schwenningen. Folgerichtig zog er sich bereits in der ersten Woche der Vorbereitung eine Leistenverletzung zu und verpasste so die gesamte Pre-Season. Was seiner Fitness natürlich wenig zuträglich war. Musste nie in Unterzahl ran und hatte auch sonst eher einfach gestrickte Aufgaben (‚Stell dich vors Tor und drück den Arsch raus‚). Pumpte trotzdem meist schon nach 20 Minuten wie Rainer Calmund beim Besteigen der Eiger Nordwand. War den gesamten Dezember erneut an der Leiste verletzt. Wer ihn aber bei einem Heimspiel auf der Tribüne beobachtete hatte jedoch nicht den Eindruck, als ob ihn das sonderlich stört.

Außer Konkurrenz
Palmieri. Hier ereignete sich leider ein bedauerlicher Irrtum. Anstatt Nick Palmieri, 87facher NHL Spieler und letztes Jahr mit immerhin 32 Scorerpunkten für München, bestieg Rick Palmieri, Nicks angeheirateter Schwipschwager mütterlicherseits und seines Zeichens vielfacher nordamerikanischer Meister im Fliegenfischen, das Flugzeug Richtung Schwenningen anstatt wie geplant nach Kuala Lumpur zu fliegen, wo er vor drölfzig Angelexperten über die Besonderheiten des Kaspischen Dickwansts im Vergleich zur Fünfbärteligen Seequappe referieren sollte. Im Schwarzwald angekommen bemerkte er seinen Irrtum und belegte sofort den Anfängerkurs ‚Schlittschuhlaufen‘ an der örtlichen Kim-Issel-Eislaufschule. Währenddessen irrte der richtige Nick verwirrt durch die Straßen der asiatischen Metropole. Doch seine verzweifelten Fragen nach den Wild Wings führten ihn nur in unzählige Hinterhof-Geflügelküchen.

So oder ähnlich muss es gewesen sein. Anders jedenfalls kann ich mir die Leistung der #49 nicht erklären.

Ein Wort noch zum Trainer. Seit der Entlassung von Stefan Mair ist es nicht unbedingt besser geworden. Im Gegenteil. Das könnte man als Beleg werten, dass seine Demission ein Fehler war. Dem ist aber nicht so. Selbstverständlich trägt Mair eine gehörige Schuld an der gegenwärtigen Misere. Schliesslich war er für die Vorbereitung und die Fitness der Spieler verantwortlich. Schließlich war Sharp sein absoluter Wunschspieler. Schließlich hat er sich lange gegen eine Weiterverpflichtung von Hacker gesträubt (‚Für das Geld krieg ich einen besseren Ausländer‘). Und wenn das Gerücht, dass die Rückkehr von Nick Petersen im Sommer an seinem verletzten Stolz gescheitert ist, auch nur ein Fünkchen Wahrheit enthält, dann war rückblickend schon die Vertragsverlängerung mit Mair im Januar/Februar 2014 die Wurzel allen Übels. Aber hinterher ist man halt immer schlauer. Zumal sein Verhältnis zum Sportdirektor wie man allerorten hört wohl auch letzte Saison schon, sagen wir einmal, eher so mittelmäßig war.

Die 2013 formulierten Ziele ‚Kontinuität‘ und ‚Etablierung in der DEL‘ sind also erstmal grandios gescheitert. Es steht ein radikaler Neuanfang bevor und damit türmt sich ein Riesenberg an Arbeit vor den Verantwortlichen auf. Doch das ist Thema des nächsten Artikels.

Schreibe einen Kommentar