Ich mag Yahoo!. Ehrlich. Zugegeben, ich war seit 2001 nicht mehr auf deren Website – aber der Name „Yahoo!“ sorgt immer noch für wohlige Gefühle bei mir. Das Startup mit dem „!“ begleitete mich Mitte, Ende der 90er auf meinen ersten Ausflügen in „diesem Internet“. Yahoo! machte es mir leicht, neue Dinge zu entdecken und alte Dinge wiederzufinden. Ich mag es, genauso wie ich Playmobil mag. Oder Fischertechnik.
Jetzt auf einmal, nach fast einer Dekade Grabesstille geistert Yahoo! wieder durch die Gazetten. Wegen einer neuen Chefin. Jung, blond, clever und meistens schwanger. Und diese Chefin hatte eine Idee. Niemand soll mehr von zu Hause arbeiten dürfen. Alle dürfen wieder in einem großen, stickigen und lauten Raum zusammenhocken. Das fördert Zusammenhalt und Kreativität. Ja ne, is klar.
Da _muss_ ich einfach meinen Senf dazugeben. Es geht nicht anders. Da kenn ich mich aus. Schließlich habe ich bereits 1999 – 2002, im Pleistozän des Internetzeitalters, vier Tage die Woche im Homeoffice gearbeitet. Mit ISDN und Windows NT. Und ich tue es wieder. Seit über einem Jahr. Jetzt allerdings mit DSL 16000 und OSX. Aber ja, ich tue es gern. Und es funktioniert.
All die „Argumente“, die die Chefin nur aus der Mottenkiste kramt. Ich muss mir an den Kopf fassen. Tausendmal gehört. Zusammenhalt. Kurze Wege. Kreativität. Bullshit.
Nach 15 Jahren unter Tage, in den HTML- und PHP-Minen, sehen meinen Erfahrungen ganz anders aus: Großraumbüro. Krach, Ablenkung, Nervnervnerv. Immer gibt es ein(e) Kollegen/in die telefoniert. Und zwar so, dass es auch ja alle mitkriegen. Es ist stickig. Von Zusammenarbeit und Kreativität keine Spur. Die meisten sitzen da, starren stur in ihren Monitor, den iPod auf den Ohren um dem Geräuschmus zu entfliehen.
Oder das hier – bei einem anderen Unternehmen, bei dem ich gearbeitet habe, sitzen die jeweils zwei bis drei Mitarbeiter zusammen in kleinen Büros. Die Kollegen aus den anderen Büros, die nur 3, 4 Meter entfernt sind, sieht man oft tagelang nicht. Die Türen sind geschlossen. Die Flure und Kaffeeküchen meinst menschenleer.
Im Homeoffice kann ich konzentriert arbeiten. Es ist ruhig, die Einrichtung gefällt mir. Ich bin gern dort. Meistens sogar länger, als in meinen Arbeitsvertrag vereinbart. Und ich geniesse es, im Winter die Mittagspause auf der Loipe zu verbringen, die direkt hinter meinem Haus verläuft. Ich laufe eine Stunde durch verschneite Wälder, dusche und bin frisch zurück am Schreibtisch. Ich brauche niemanden, der mir über die Schulter schaut und aufpasst, dass ich nicht nur sinnlos rumsurfe. Es gibt schließlich Ziele und Deadlines. Die muss ich erfüllen, egal wo ich sitze. Außerdem entstehen die wirklich guten Ideen sowieso meist nach Feierabend in der Badewanne oder vor der Glotze.
Ich bin erreichbar. Eigentlich ständig. Skype, Mail, Telefon, Hangout. Jeder, der dringend eine Information von mir benötigt, erhält diese innerhalb von Minuten.
Und ja – ich bin vor Ort. Im „Haus“; ein, zwei Mal die Woche. Wenn Meetings anstehen. Oder größere Themen diskutiert werden.
Eigentlich dachte ich, dass die Zeiten, in denen ich mich für mein Homeoffice rechtfertigen müsste vorbei sind. Deshalb grübel ich schon die ganze Zeit, was die Chefin damit bezwecken will. Ich schätze sie als zu clever ein, diese Aktion ohne Hintergedanken loszutreten. Any news are good news?